Kolmannskuppe: Vom Winde verweht

 

Kolmannskuppe: Vom Winde verweht

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts war die deutsche Siedlung Kolmannskuppe inmitten der Wüste des heutigen Namibias die reichste Stadt in Afrika. Nach dem Ende des Diamantenbooms ist heute von Kolmannskuppe nur eine Geisterstadt übrig – begraben unter Tonnen von Wüstensand.

Es ist eine versunkene Stadt – nicht im Wasser, sondern in einem Meer aus Sand. Putz blättert von den Wänden, Sand flutet durch zersprungene Fensterscheiben, schmiergelt den Lack von den Holzgeländern, hebt Badewannen vom Boden. Das ist in Kolmanskop übrig von der einst reichsten Stadt Afrikas.

Eine Sisyphosarbeit in der Wüste

Alles beginnt vor gut hundert Jahren mit zwanzig Kilometern Eisenbahnstrecke im Wüstensand des heutigen Namibias. 1883 hat das deutsche Kaiserreich die Region als Kolonie erworben. Gut zwanzig Jahre später wird der asthmatische Bahnbeamte Stauch hierher versetzt – das Klima werde seinen Atembeschwerden guttun, so die Begründung.
Tag um Tag kämpft Stauch nun gegen den heißen Wüstenwind, der dieses Schienenstück immer wieder unter Abermillionen Körnchen begräbt. Es ist eine Sisyphos-Arbeit, die der deutsche Bahnbeamte und sein einheimischer Gehilfe tagtäglich verrichten, hier in der Wüste von Deutsch-Südwestafrika.

Im Diamantenrausch

Der 10. April 1908 verändert alles: Stauchs afrikanischer Gehilfe findet einen schimmernden Stein im Wüstensand, August Stauch ahnt gleich, dass es sich um einen Diamanten handeln könnte.
Nachdem sich sein Verdacht bestätigt hat, kündigt er seine Stelle bei der Bahn und sichert sich beim kaiserlichen Bergbauamt Schürfrechte. Statt den Sand von Bahnschienen zu schaufeln, durchsucht er ihn nun nach den teuren Edelsteinen – eine Aufgabe, die sehr viel befriedigender ist, denn die lupenreinen Diamanten verstecken sich in großer Zahl zwischen den Sandkörnern.
Es dauert kaum drei Monate, bis der Diamantenboom einsetzt und Abenteurer von weit her anzieht. Nun wühlt sich neben Stauch eine Vielzahl an Glücksrittern durch den Sand – bis schon bald darauf die Regierung des deutschen Kaiserreichs dem Ganzen ein Ende setzt. Eine über 300 Kilometer mal 100 Kilometer große Fläche wird als Sperrgebiet deklariert, die Deutsche Diamanten-Gesellschaft allein hat das Recht, hier nach den Edelsteinen zu schürfen.

Der Aufstieg von Kolmannskuppe

Stauch jedoch gibt die Diamantensuche nicht auf: Er gründet am Rand der Sperrzone die Siedlung Kolmannskuppe, eine Stadt, die zum Zentrum für die Schatzsucher werden soll. Mitten in der unbarmherzigen Wüste mit brennend heißen Tagen und bitterkalten Nächten entsteht eine deutsche Muster-Kleinstadt mit schmucken Giebeldächern, Jugendstilvillen und Blumenbordüren an den Wänden.
Auf Strom, Wasser – oder sogar Eis – müssen die Einwohner von Kolmannskuppe nicht verzichten. Man geht ins Schwimmbad und trinkt dort Limonade aus stadteigener Produktion, fürs Theater ziehen die Frauen ihre Seidenstrumpfhosen und Sonntagshüte an, auf der Kegelbahn vergnügt sich der Kegelclub „Gut Holz“.
Die Bewohner von Kolmannskuppe haben außerdem Zugang zum ersten Krankenhaus mit einem Röntgengerät im südlichen Afrika. Besonders gern wird es verwendet, um Arbeiter zu überführen, die Diamanten verschluckt haben, um den Gewinn für sich zu behalten.

Verlassen und verfallen

Ein paar Jahre lang genießen die Einwohner das süße Leben inmitten der Wüste. Doch bereits in den Dreißiger-Jahren ist die Region fast völlig ausgebeutet. Ohne Diamanten gibt es für die Bevölkerung von Kolmannskuppe keinen Grund zu bleiben. Nach und nach lassen immer mehr Menschen ihre Häuser hinter sich, bauen ihr Leben anderswo auf. 1956 zieht die letzte Familie aus dem bereits jetzt gespenstisch verlassenen Ort fort. Zurück bleibt eine Geisterstadt.
Wer auf seiner Reise nach Namibia die Umgebung von Lüderitz besucht, sollte einen Abstecher nach Kolmannskuppe – in der Landessprache eher bekannt als Kolmanskop – einplanen, um selbst mitzuerleben, wie die Kraft der Wüste sich hier ein ganz besonderes Stück deutscher Geschichte zurückholt.

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